Flow Teams organisieren sich selbst.

Verein Netzwerk Selbstorganisation. Im Bild das Resultatepanel der zweiten Netzwerktagung mit dem Titel »Selbstorganisation im Realitätscheck – Erfahrungsaustausch und Zukunftsbilder« am 30. Oktober 2025 in Zürich.
Positionings ist spezialisiert auf die Positionierung von Marken mit den Mitteln der Selbstorganisation. Selbstorganisation ist ein Erfolgsrezept, denn erfolgreiche Positionierungen lassen sich nicht einfach auf ein Set von Marketingmassnahmen reduzieren. Ihr Erfolg basiert auf der Ausrichtung der ganzen Unternehmung hinter einer Idee. Dass ein Positionierungsprozess am besten selbstorganisiert erfolgt, liegt auf der Hand: Eine durch die Geschäftsführung aufoktroyierte Positionierungsidee, auch wenn sie noch so fundiert sein mag, kann Widerstand in der Belegschaft hervorrufen und riskiert blinde Flecke gerade da, wo es am wichtigsten ist – im Unternehmen selbst.
Flow
Ein effektives Instrument zur Förderung der Selbstorganisation im Unternehmen ist die Entwicklung von Flow Teams. Flow Teams sind selbstorganisierte Teams, die ein Ziel erreichen wollen. Der Begriff »Flow« geht auf den amerikanischen Unternehmenspsychologen Mihaly Csikszentmihalyi zurück.
Csikszentmihalyi untersuchte die »Psychology of Optimal Experience« und kam zum Schluss, dass erfolgreiche Teams die besten Resultate im Zustand des Flow erzielen.
Flow Experience
Wir alle kennen das Gefühl des Flow – zum Beispiel beim Sport. Didier Cuche, der grosse Ski-Champion, formulierte es einmal so: »Ich war in einem Flow-Zustand, wo du mit der Piste praktisch verschmilzt. Alles kommt dir dann einfach vor. […] Ich fühlte mich, als sei ich im Zeitlupenmodus unterwegs.« Diesen Flow-Zustand kennen nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Teams. Denken Sie nur an Mannschaften oder Orchester.
Csikszentmihalyi definiert acht Merkmale, die anzeigen, wenn ein Team im Flow ist:
1. Clear goals at every step
Alle Beteiligten wissen, worum es geht. Nicht nur langfristig im Sinne des purpose, sondern auch kurzfristig im Sinne des next step.
2. Immediate feedback on actions
Eine lösungsorientierte Dynamik basiert auf unmittelbaren Dialogen im Prozess. Und zwar sowohl produktiv als auch kritisch im Sinne der Zielsetzung.
3. Balance between challenge and skills
Niemand im Team ist mit seiner Rolle unter- oder überfordert – aber durchaus herausgefordert. Flow Teams funktionieren kompetenz- und talentorientiert.
4. Awareness and action merge
Die Frage nach dem Sinn des Tuns verschwindet dann, wenn der Sinn des Tuns geklärt ist. Dann liegt der Sinn im Tun selbst. Es gilt die Maxime just do it.
5. Distractions are avoided
Ist ein Team im Flow, kann es nicht gestört werden. Umgekehrt: Damit ein Team in den Flow kommt, darf es nicht gestört werden. Flow braucht einen safe space.
6. No fear of failure
Die Sicherheit, für Fehler oder unkonventionelle Ideen nicht sanktioniert zu werden, ist entscheidend. Jeder Beitrag ist ein Beitrag zum gemeinsamen Erfolg.
7. Self consciousness disappears (so does status)
Im Flow spielt es keine Rolle, wer man ist. Man ist Teil eines Grösseren, eines Teams, einer Idee. Alle ziehen am gleichen Strick – und in die richtige Richtung.
8. Time and surroundings disappear
Teams im Flow sind so fokussiert, dass sie Zeit und Umgebung bei ihrer Tätigkeit ausblenden. Der Arbeitsprozess verstärkt sich selbst.
Flow Shops
Unser zentrales Werkzeug, um Teams in den Flow zu bringen, sind nach Flow-Kriterien designte Workshops – wir nennen sie Flow Shops. Diese beschleunigen sowohl die unmittelbare Zusammenarbeit bei der Ideenfindung als auch die Entwicklung der Organisation. Unsere Flow Shops sind so angelegt, dass sich alle Teilnehmenden einbringen können und alle relevanten Aspekte des Entwicklungsprozesses Platz haben.
Entscheidend für das Gelingen erfolgreicher Flow Shops ist:
1. die dezentrale Entwicklung
Ein Entwicklungsprozess ist immer vielfältig. Darum arbeiten wir von Anfang an parallel an verschiedenen Aspekten des Projekts.
2. das talentorientierte Engagement
Die Teilnehmenden engagieren sich dort, wo es sie hinzieht, also dorthin, wo sie sich mit ihren Kompetenzen, Talenten und Interessen am besten einbringen können.
3. die asynchrone Kooperation
Nicht alle Aspekte eines Prozesses entwickeln sich gleich schnell und haben die gleiche Priorität. Darum definieren die Teilnehmenden die »Baustellen« nach Bedarf.
4. die Fly-in-Option
Nicht immer haben alle Personen einer Organisation gleich viel Zeit, sich in einem oder mehreren Flow Shops zu engagieren. Die Fly-in-Instrumente helfen, Hinzugekommene rasch ins Boot zu holen.
Entscheidend für das Gelingen erfolgreicher Flow Shops ist:
5. die Fly-out-Option
Es wird gewährleistet, dass der Flow Shop jederzeit verlassen und auch wieder betreten werden kann. Sei dies für eine Pause, das Organisieren von Input-Material oder die Weiterarbeit an einem externen Ort.
6. das Prototyping
Im Prozess geht es nicht um fertige Lösungen, sondern um die Diskussion von Möglichkeiten. So entstehen Vorschläge, Inputs, neue Fragestellungen und Zwischenlösungen – Prototypen.
7. der Output
Entscheidend ist, dass in den Flow Shops etwas entsteht. Es geht nicht um Worte und lange Erklärungen, sondern immer um das Erzeugen brauchbarer Resultate.
8. die zielgerichtete Moderation
Die Moderation sorgt dafür, dass die Flow-Energie hoch bleibt, die Prozesse fliessen, sich die Diskussionen nicht im Kreis drehen und Output generiert wird.
Flow Principles
Die Flow Shops von Positionings funktionieren analog. Wir arbeiten mit Flipcharts, Post-its, Klebeband und Filzstiften. Mit diesen Materialien ist es möglich, Sachverhalte rasch darzustellen und ebenso schnell zu verwerfen, zu ergänzen und zu präzisieren. Diese Werkzeuge beherrschen alle auf Anhieb. Wir denken im Gehen und Stehen, denn es ist physiologisch erwiesen, dass man in Bewegung schneller denkt als im Sitzen. Man darf so viel Abfall produzieren, wie es braucht – 80% der Ideen landen im Papierkorb. Es wird gezeichnet, gemalt, geschrieben oder gebastelt, wie es gerade passt. Das Resultat ist immer ein Flipchart. Flipcharts sind Dokumente, die man leicht präsentieren, diskutieren und modifizieren kann. Spielend basteln wir Resultate auf Papier, die sich leicht in die Wertschöpfungskette des Unternehmens einpflegen lassen.
Flow Teams
Flow Shops sind offen – ergebnisoffen und offen für alle, die einen Beitrag zum guten Gelingen leisten können. An unseren Flow Shops nehmen – je nach Bedarf – auch externe Kräfte wie Kunden, Lieferanten, Vertriebler und Kooperationspartner, Wissensträger, Influencer und Meinungsführer teil.
Flow Processing
Den Playground eines Flowshops kann man stehen lassen, jederzeit betreten und verändern. Oder man rollt die Flipcharts ein und bringt sie für den nächsten Flow Shop wieder mit. Der Playground lässt sich leicht wieder aufstellen, sodass die Arbeit jederzeit fortgesetzt werden kann – mit oder ohne Moderator. Damit sind Flow Shops Entwicklungsinstrumente, die über Wochen und Monate zur Verfügung stehen. Zwischenresultate werden zu Resultaten, Resultate zu Lösungen.
Flow Cube
Ist ein Team einmal im Flow, läuft es Gefahr, sich selbst zu überschätzen. Ein gutes Gefühl führt nicht zwingend auch zu einer guten Lösung. Um diese Gefahr abzuwenden, haben wir auf der Basis unserer langjährigen Erfahrung im ConCreaNet, einem Think- und Dotank für Selbstorganisation, den Flow Cube entwickelt. Der Flow Cube ist ein Kontrollinstrument, das Leerläufe verhindert und Selbstkritik gewährleistet. Die Zusammenarbeit in einem Flow Team zeichnet sich durch drei Qualitäten aus, die sich messen lassen:
1. Es erzielt einen hohen Output.
Chance: Effizienz und Effektivität
Gefahr: Operative Hektik
2. Es weist eine hohe Interaktionsrate auf.
Chance: Kommunikation und Kooperation
Gefahr: Partystimmung
3. Es ist selbstreflektiert, also selbstkritisch.
Chance: Sicherheit und Lösungsorientierung
Gefahr: Selbstzerredung anstatt Selbstorganisation
Diese drei Qualitätskriterien müssen aufeinander abgestimmt sein. Ist ein Team vor allem damit beschäftigt, sich selbst zu reflektieren, geht dies rasch auf Kosten des Outputs. Steht allein der Output im Vordergrund, können Selbstreflexion und Interaktion leiden – die Organisation wird zur Maschine, die Stimmung kippt. Und beschränkt sich die Interaktion zu sehr auf eine tolle Arbeitsatmosphäre, sodass Selbstreflexion und Output zu kurz kommen, steht das Überleben der Organisation auf dem Spiel. Ist ein Flow Team aber in der Lage, die Qualitätskriterien »Output«, »Interaktion« und »Selbstreflexion« zu beurteilen und zu optimieren, ist es auf Erfolgskurs.