Wider den ökonomischen Schamanismus.
Wir sind Innovationsweltmeister. So besagt es der Global-Innovation-Index (GII). Und gemessen an den Patenten pro Einwohner sind wir mit klarem Abstand Spitzenereiter, heisst es in der jüngsten Untersuchung der World Intellectual Property Organisation (WIPO). Darauf können wir stolz sein.
Aber was heisst das jetzt konkret? Wie ist man innovativ? Wie kreiert man ein zukunftsfähiges Angebot, wie entwickelt man neue, disruptive Ideen, wie positioniert man eine Marke, die durch die Turbulenzen auf den Märkten nicht umgeworfen wird, sondern beflügelt?
Ökonomischer Schamanismus
Die Herausforderung ist nicht gerade klein. Und irgendwie beschleicht einen auch immer wieder der Eindruck, dass man grossen Herausforderungen gerne mit einfachen Mitteln begegnet, z.B. mit einer mehr oder weniger griffigen Formel. Googeln Sie selbst und Sie finden die wahnwitzigsten Anleitungen zur Innovation auf einfache Formeln gebracht. Gut möglich, dass die eine oder andere Formel tatsächlich ein hilfreiches Instrument darstellt, um komplexe Abhängigkeitsverhältnisse aufzuzeigen und Innovationsprozesse voranzutreiben.
Wir haben aber eher den Eindruck, dass es sich hier um so etwas wie ökonomischen Schamanismus handelt. Was ist eine nicht-mathematische Formel denn anderes als ein Zauberspruch? Die Beschwörung einer Zukunft, von der wir nie genau wissen, ob sie vielleicht nicht bereits vergangen ist.
Die Zukunft ist nicht vorhersehbar
Da ist es gut, mit beiden Beinen wieder auf den Boden zu kommen. Mein verehrter Professor für politische Philosophie plädiert auf Common Sense. Er meint, wir könnten nicht in die Zukunft sehen und dies müsse qua Vernunft schlicht und einfach anerkannt werden:
»Sicher ist lediglich, dass mit der innovatorischen Dynamik der wissenschaftlich-technischen Zivilisation deren Vorhersehbarkeit abnimmt. Und das ist deswegen so, weil wir, was immer wir inzwischen demografisch oder klimatologisch, ressourcenkalkulatorisch oder auch konflikttheoretisch über die Zukunft wissen mögen, prinzipiell nicht wissen können, was wir künftig wissen werden, denn sonst wüssten wir es ja bereits jetzt.«